Starke Worte von Lisa Werthmüller
Beim Engagement für gewaltfreie Erziehung dürfen wir nicht ausschliesslich die körperliche Gewalt in den Fokus rücken. Denn psychische Gewalt wird in der herkömmlichen Erziehung, mit ihren typischen Mechanismen oft unbewusst immer noch angewandt. Deshalb ist es mir wichtig, Eltern auf die destruktiven Methoden, die mitunter auch durch mediale Berichte und gesellschaftlichen Druck beeinflusst werden, aufmerksam zu machen. Wenn Eltern in ihrer Kindheit Bindungs- und Bezugspersonen erlebt haben, die psychische sowie physische Gewalt als probate Erziehungsmassnahmen eingesetzt haben, finden sie kaum alternative Möglichkeiten im Umgang mit Konfliktsituationen und fühlen sich hilflos. Die Erinnerungen an die schmerzlichen Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle können sich, ausgelöst durch das Verhalten der Kinder, in einem ungewollten Akt der Gewalt auf ihre eigenen Kinder übertragen. Viele konfliktreiche Situationen und Überforderungen im Erziehungsalltag lassen sich vermeiden, wenn wir uns unserer eigenen biografischen Vergangenheit bewusst werden. Sich über die eigenen Gefühle im Klaren zu sein und sich eine ‹neue› hilfreiche Strategie zur Regulierung anzueignen, kann den Kreislauf stoppen, der sonst allenfalls über Generationen hinweg bestehen bleibt.
Lisa Werthmüller
Dipl. Psychologische Beraterin und Eltern- Kind Coach, Mutter einer erwachsenen Tochter