Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Entwicklungsfördernde Erziehungshaltung
Die Vorstellungen davon, was «gute Eltern» sind, können im Alltag nicht immer restlos umgesetzt werden. Eltern müssen nicht perfekt sein, ihr Erziehungsverhalten hat immer entwicklungsfördernde und entwicklungshemmende Teile. Das zu akzeptieren, kann Eltern vor der eigenen Überforderung entlasten.
Eigene Erziehungshaltungen haben allerdings eine Grenze: Sie ist dort, wo Gewalt anfängt, denn durch körperliche und seelische Bestrafung wird das Vertrauen zwischen Eltern und Kind geschwächt oder schlimmstenfalls ganz zerstört. Gewalt hat folglich in der Erziehung nichts zu suchen.
Selbstbild der Eltern – wie die Eltern sich selbst sehen
Wenn Eltern sich selbst annehmen und respektieren, wie sie sind, und schauen, dass es ihnen selbst gut geht, wenn sie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben und wissen, dass Konflikte und Streit zum Leben dazugehören, wenn sie Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen, auch mal über sich selbst lachen und sich Fehler eingestehen können, dann wirkt sich das entwicklungsfördernd auf das Kind aus.
Haltung dem Kind gegenüber – wie die Eltern dem Kind begegnen
Wenn Eltern die Haltung haben, dass alle Gefühle richtig sind (aber nicht alles, was darauf folgen kann), dass über die eigenen Gefühle sprechen und das eigene Handeln begründen wichtig sind, wenn Eltern auf die Fähigkeiten des Kindes vertrauen und es wenn nötig unterstützen, wenn sie es als gleichwertig sehen, es verstehen möchten und altersgemäss mitbestimmen lassen, wenn sie auf die positiven Seiten des Kindes achten, ihm Liebe und Zärtlichkeit schenken und gemeinsame Zeit mit dem Kind schätzen und wenn Eltern – falls angebracht – auch sehr bestimmt und klar sein können, dann wirkt sich das entwicklungsfördernd auf das Kind aus.
Auswirkungen auf das Kind – was das Kind erfährt und was es daraus lernt
Wenn einem Kind mit der beschriebenen Haltung begegnet wird, kann es lernen, dass es ein wichtiges Mitglied der Familie ist, das geliebt und angenommen wird – genau so, wie es ist, dass es für sich selbst sprechen darf und so Einfluss auf sein Leben nehmen kann, weil seine Meinung und seine Rechte wichtig sind, und dass es gleichzeitig auch Pflichten hat und seinem Alter entsprechend Verantwortung übernehmen kann. Das Kind hat Selbstvertrauen und traut sich Neues zu, weil es weiss: «Ich darf Fehler machen und muss nicht perfekt sein.» Und weil es erfahren hat: «Ich muss nicht alles alleine schaffen.» Es lernt, dass alle seine Gefühle Platz haben und dass zum Leben auch Humor, Leichtigkeit und Freude gehören.
Hintergrund: Das Erforschen und Verstärken von entwicklungsfördernden Verhaltensweisen ist ein zentrales Element des Elternkurses «Starke Eltern – Starke Kinder®».
Wie treffen wir Abmachungen, damit sie auch eingehalten werden?
Über Grenzen und Regeln
Grenzen setzen heisst nicht verbieten. Grenzen und Regeln geben Kindern Orientierung und Halt. Je mehr Menschen zusammenleben, desto wichtiger ist es, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die anleitende Erziehung ist kein Rezept dafür, wie «Grenzen setzen kinderleicht gelingt». Sie geht vielmehr davon aus, dass Grenzen von den Bedürfnissen der Eltern sowie den alters- und entwicklungsbedingten Bedürfnissen des Kindes abhängen.
Grenzen schützen Kinder und geben Freiraum
Grenzen und Regeln geben Kindern einen geschützten Freiraum, in dem sie sich sicher bewegen können und vor Gefahren geschützt sind. Durch gut begründete Grenzen und Regeln, bei denen die Kinder ihrem Alter entsprechend ein Mitspracherecht haben, lernen Kinder, Frustrationen auszuhalten und beispielsweise Spassmomente auf später zu verschieben. Regeln und Grenzen tragen dazu bei, dass potenzielle Konfliktpunkte wie zum Beispiel die Bildschirmzeit nicht immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.
Auf Grenzen achten
Grenzen bieten den Eltern auch Raum für ihre eigenen Bedürfnisse. Erleben Kinder, dass Eltern ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und sich als Beispiel pro Tag eine halbstündige Auszeit nehmen, erfahren sie die Bedeutung von Selbstachtung sowie Respekt vor anderen. Dabei haben auch die Eltern die Grenzen ihrer Kinder zu achten. Vor allem jüngere kommunizieren ihre Grenzen oft auf andere Art als mit klaren Worten, zum Beispiel indem sie ihr Gesicht wegdrehen, zu weinen beginnen oder sich verweigern. Neben Vorbildsein ist es darum auch wichtig, dass die Eltern achtsam sind und lernen, die Signale ihres Kindes zu lesen.
Für alle gilt: Wenn ich Beschlüsse, die mich betreffen, mitentscheiden kann, bin ich auch eher bereit, sie einzuhalten.
Einige Ideen, wie das Aufzeigen von Grenzen und das Vereinbaren von Regeln gelingen können:
- Gemeinsam ergründen: Wer braucht was, damit es allen zu Hause gut geht?
- Entscheide begründen: dabei offen sein für andere Sichtweisen und kreative Lösungen.
- Kontrolliert führen: freundlich, aber bestimmt Grenzen zeigen.
- Altersgerechte und der Entwicklung angepasste Regeln finden: Kleinkinder brauchen andere Regeln als Jugendliche.
- Weniger ist mehr: Weder Eltern noch Kind sollen sich von Regeln und deren Einhaltung überfordert fühlen.
- Übung macht den Meister: Wiederholtes Erinnert-werden-Müssen und Rückschläge gehören zum Lernen von Kindern dazu.
- Loben: Jede noch so kleine Verhaltensänderung in die gewünschte Richtung soll Anerkennung finden.
Gewalt ist keine Alternative
Körperliche und seelische Bestrafungen tun weh und machen Angst. Das Vertrauen zwischen Eltern und Kind wird dadurch unterwandert. Das unerwünschte Verhalten des Kindes wird zwar für den Moment gestoppt, kann aber längerfristig Trotz und Widerstand wecken. Es fehlt der Lerneffekt. Gewalt in der Erziehung ist folglich nie eine Lösung.
Hintergrund: Die Auseinandersetzung mit Grenzen, Regeln und Vereinbarungen ist ein zentrales Element des Elternkurses Starke Eltern – Starke Kinder.