Starke Worte von Marius Tschirky
Als ich als Waldkindergärtner gearbeitet habe, hat mindestens ein Kind mindestens 1 mal pro Woche meine persönlichen Grenzen durch sein Verhalten überschritten. Und ich bin professionell geblieben. Jetzt arbeite ich nicht mehr als Kindergärtner, ich arbeite als Kindermusiker, pädagogischer Berater und als Vater. Und als Vater werden meine Grenzen von meiner Tochter so 2 mal pro Woche, mal mehr, mal weniger, überschritten. Manchmal volle Kanne. Dann muss nur noch Stress hinzukommen und schon wirds brenzlig. Für beide. Aber ich bin hier der Erwachsene. Und nach einer Grenzbegleitung meiner Tochter muss ich mich immer wieder fragen: ‹Wie konnte eine Neunjährige dich nur an deine Grenzen bringen? Du musst es doch besser wissen und dich abgrenzen können. Du bist Erwachsen und kannst ihr täubelen und ihr partout-nicht-Zähneputzen-wollen doch einordnen. Sei also aktiv Erwachsen, reiss dich am Riemen und stehe über der Sache.› Wir können das, liebe Erwachsene. Denn: Wir sind erwachsen und darum über das Niveau, das wir das persönlich nehmen, hinausgewachsen. Hoffentlich. Mein Trick ist es, zu lachen. Zuerst aktiv und bewusst und meist leicht verzweifelt, damit es später unbewusst – und im besten Fall noch ein wenig später sogar bei meiner Tochter passiert – und dann lachen wir beide.
Marius Tschirky
Musiker, Autor und Naturpädagoge (Foto: Beni Blaser)