Starke Worte von Mirjam Werlen
Ja, Kinder erleben Gewalt als schweren Eingriff in das Gefühl der eigenen Sicherheit, ihr Selbstwertgefühl, aber auch in ihre Entwicklung mit Folgen über das Kindsein hinaus. Aber wie können wir das Kindeswohl gewährleisten, und wann überschreiten die Eltern Grenzen, wenn es um kulturspezifische, soziale Aspekte von Gewalt geht? Kulturspezifische, soziale Aspekte von Gewalt gibt es auch hier in Europa. Klar, wenn der Körper des Kindes chromosomal, hormonell und/oder genital sich von der traditionellen Geschlechternorm unterscheidet, dann ist das eine Herausforderung für die Eltern. Müssen wir aber gegen geschlechtsverändernde Eingriffe hier in der Schweiz nicht auch kämpfen, so wie wir die weibliche Genitalverstümmelung verboten haben? Diese irreversiblen Eingriffe in die Integrität des Kindes hindern seine Entwicklung und gefährden sein Wohl über das Kindsein hinaus. Das ist nichts anderes als die Logik der weiblichen Genitalverstümmelung. Darum ist auch diese Form von Gewalt, der traditionelle oder kulturelle Stereotypen zugrunde liegen, nicht tolerierbar. Lösungsvorschläge ohne Gewalt sind vorhanden.
Mirjam Werlen
Rechtsexpertin im Bereich Kindesschutz, Mitglied InterAction Suisse, ein Verein für intergeschlechtliche Menschen. InterAction Suisse engagiert sich auch für die Unterstützung der Eltern