Starke Worte von PD Dr. med. Niklaus Egloff
Ich bin in der Erwachsenenmedizin tätig. Die Erwachsenen sind die Kinder von gestern. Im Rahmen meiner Tätigkeit in der Schmerzmedizin bestätigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit schweren Schmerzerkrankungen überdurchschnittlich häufig in ihrer Kindheit Gewalt erfahren hatten. Lange konnte man sich nicht vorstellen, dass das, was ein Kind erfährt, Auswirkungen auf die spätere Gesundheit als erwachsener Mensch haben könnte. Zwischenzeitlich konnten mit zahlreichen Untersuchungen weltweit die Zusammenhänge zwischen negativen Kindheitserfahrungen und der Erwachsenengesundheit aufgezeigt werden. Es ist so: Das kindliche Nerven- und Stressregulationssystem ist sehr empfindlich, und der Körper vergisst kaum mehr. Aber auch der ‹positive› Zusammenhang gilt: Wenn es uns als Gesellschaft und als Familie gelingt, dass Kinder eine kontinuierliche, liebevolle und zuverlässige elterliche Zuwendung erfahren, ist für das physische und psychische Befinden des späteren Erwachsenen viel Gutes getan. Das heisst: Auch wenn es darum geht, längerfristig die Gesundheit einer Gesellschaft zu fördern, sind Werteverschiebungen zugunsten einer kinder- und familienfreundlichen Politik die logische Folge. Kinder sind die Erwachsenen von morgen.
PD Dr. med. Niklaus Egloff
Medizinischen Fakultät, Universität Bern