No Hitting Day 2017
In der Schweiz fehlen aktuelle Zahlen zum Bestrafungsverhalten von Eltern: Welche Formen, welches Ausmass, welchen Stellenwert hat körperliche und psychische Bestrafung im Erziehungsalltag? Was verstehen Erziehungsberechtigte überhaupt unter Gewalt?
Deshalb führt die Universität Freiburg im Auftrag von Kinderschutz Schweiz eine repräsentative Studie zum Bestrafungsverhalten von Eltern in der Schweiz durch. Die detaillierten Resultate werden 2018 vorgestellt.
Erste provisorische Ergebnisse zur persönlichen Gewaltdefinition liegen bereits vor. Diese weisen darauf hin, dass für Eltern nicht klar ist, was unter Gewalt in der Erziehung zu verstehen ist:
- So interpretieren rund 20 Prozent der befragten Eltern eine Ohrfeige nicht als Gewalt.
- Ungefähr 30 Prozent sehen in einem kräftigen Klaps auf den Po und rund 12 Prozent selbst in einer Tracht Prügel keine Gewaltanwendung.
- Zwei Tage lang fast nicht mit einem Kind zu sprechen, stellt für 20 Prozent der Befragten keine Gewalt dar.
Das heisst, körperliche und psychische Gewalt wird von vielen Eltern nicht unbedingt als solche wahrgenommen!
Auch wenn diese Ergebnisse erst provisorisch sind und eine umfassende Interpretation frühestens nach abgeschlossener Datenanalyse möglich ist: Sie zeigen, dass das Engagement von Kinderschutz Schweiz und ihren Partnerinnen und Partnern zum Thema gewaltfreie Erziehung dringend notwendig ist und verstärkt werden muss.
Die Stiftung ruft anlässlich des No Hitting Day dazu auf, dass die Schweiz ihrer Verantwortung nachkommt, die sie mit der Ratifizierung der UNO-Kinderrechtskonvention vor 20 Jahren eingegangen ist. Damit hat sie sich unter anderem verpflichtet, Eltern dabei zu unterstützen, das Kindeswohl in ihrer Erziehung bestmöglich zu berücksichtigen und zu schützen. Es bestehen Handlungsalternativen, die einen positiven, gewaltfreien und partizipativen Erziehungsstil unterstützen. Kinderschutz Schweiz und andere wichtige Akteure bieten entsprechende Unterstützungsangebote für die Eltern an.
Damit die Grundlagen und Rahmenbedingungen für eine gewaltfreie Erziehung weiterentwickelt werden können, braucht es aber auch die Politik. Gefragt sind klare gesellschaftliche Werte und Normen, die Gewalt gegen Kinder in jeder Form zurückweisen. Notwendig ist auch Aufklärung, die bei der breiteren Bevölkerung ein klares Bewusstsein dafür schafft, wo Gewalt beginnt.
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Wir wollen! Wir machen!