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Psychische Gewalt hinterlässt keine blauen Flecken – kann aber die Welt von Kindern für immer zerstören

Gewalt in der Erziehung bleibt in der Schweiz Alltag: Jedes fünfte Kind erfährt regelmässig psychische Gewalt. Und knapp jedes dritte Kind war bereits Zeuge bei psychischer Gewalt zwischen den Eltern. Dies zeigen die aktuellen Studien-Ergebnisse zum Bestrafungsverhalten von Eltern der Universität Freiburg im Auftrag von Kinderschutz Schweiz. Deshalb begrüssen wir, dass der Bundesrat in seiner Botschaft zur Verankerung der gewaltfreien Erziehung im ZGB explizit auf die verschiedenen Formen der psychischen Gewalt an Kindern eingeht.

Psychische Gewalt prägt den Familienalltag
Die Universität Freiburg befragte 1264 Eltern zur Anwendung von psychischer Gewalt in der Erziehung. Die Ergebnisse zeigen, dass:

  • 30% der Eltern ihre Kinder mit Worten verletzen.
  • 25% ihren Kindern mit Schlägen drohen.
  • 20% der Kinder in der Schweiz regelmässig psychische Gewalt erfahren.
  • das Miterleben von Gewalt zwischen den Eltern Kinder ebenfalls psychisch stark belasten kann. Fast jedes dritte Kind war bereits Zeuge psychischer Gewalt zwischen den Eltern.

 

Ist das psychische Gewalt?
Psychische Gewalt ist schwerer zu erkennen als körperliche Gewalt, da sie weniger sichtbar ist. Und gleichwohl kann auch sie – vor allem, wenn sie regelmässig angewendet wird – starke und möglicherweise lebenslange Auswirkungen für die betroffenen Kinder haben. Darunter zählen unter anderem: ein stark erhöhtes Risiko für Depressionen, Lernstörungen, aggressives und gewalttätiges Verhalten, Bindungsstörungen usw. Von psychischer Gewalt wird gesprochen, wenn Eltern absichtlich Macht und Einfluss ausüben und bestimmte Verhaltensweisen immer wieder zeigen, die nicht zum Verhalten des Kindes und zur Situation passen. Das Kind empfindet die Reaktion der Eltern als persönlichen Angriff, den es nicht mit der aktuellen Situation in Verbindung bringen kann. Es fühlt sich zurückgewiesen, wertlos und ausgeliefert. Auch Kinder, die häusliche Gewalt erleben, sind erheblichen psychischen Belastungen ausgesetzt und fühlen Angst, Erstarrung und Hilflosigkeit.

In dieser Phase der Kampagne liegt der Fokus auf den weniger sichtbaren, aber ebenso schmerzhaften Formen von Gewalt, die dringend gesellschaftlich und politisch adressiert werden müssen. «Psychische Gewalt ist unsichtbar, aber ihre Auswirkungen begleiten Kinder ein Leben lang. Es liegt an uns, ihre Welt zu schützen», sagt Regula Bernhard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle.

 

Verankerung der gewaltfreien Erziehung im ZGB auf der Zielgeraden
Am 13. September präsentierte der Bundesrat die Vorlage zur Umsetzung der Motion «Gewaltfreie Erziehung im ZGB verankern». Der Bundesrat anerkennt darin, dass nebst körperlicher Gewalt auch psychische Gewalt keinen Platz in der Erziehung haben darf. Der Nationalrat wird voraussichtlich in der Frühjahrssession 2025 über den Vorschlag des Bundesrats abstimmen, danach geht das Geschäft in den Ständerat.

 

Es gibt immer eine Alternative zur Gewalt
Eltern stehen oft unter Druck und fühlen sich überfordert – dennoch gibt es immer eine Alternative zur Gewalt. Kinderschutz Schweiz bietet praxisnahe Kurse und Materialien an, um Eltern zu helfen, auf gewaltfreie Erziehungsmethoden zurückzugreifen. Unsere Starke Eltern – Starke Kinder Elternkurse sowie das Plüschmönsterli Emmo, das Kindern spielerisch den Umgang mit Emotionen beibringt, sind nur einige der vielen Angebote, die wir Eltern zur Verfügung stellen, um Gewalt zu vermeiden und gesunde Beziehungen aufzubauen.

 

Zusatzinformationen und Kampagnenmaterial
Weiterführende Informationen zur psychischen Gewalt
Elternkurse Stake Eltern – Starke Kinder
Themenmappe «Es soll aufhören!»

  • Häufigkeiten von psychischer Gewalt in der Erziehung / Resultatebulletin 7/2024
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