Mit den Kindern reden
Bei schwierigen Erlebnissen wie häuslicher Gewalt brauchen Kinder Hilfe, um diese einzuordnen und ihre eigenen Gefühle zu sortieren. Sie benötigen jemanden, dem sie, sofern sie möchten, alles erzählen können und der ihnen bestätigt, dass Gewalttaten nicht in Ordnung sind. Auf die Fragen eines Kindes braucht es offene, differenzierte und dem Alter angepasste Antworten. Zudem braucht es feinfühlige Erwachsene, die herausfinden wollen, welche Themen ein Kind im Speziellen beschäftigen und mit welchen Gefühlen es belastet sein könnte – seien es Schuldgefühle, das Gefühl von Überforderung, Ängste, Resignation oder Wut. Kinder benötigen Bestätigung, dass mit der erlebten Gewalt tatsächlich etwas Ungutes stattgefunden hat – und sie brauchen Unterstützung beim Reflektieren. Neben einer Bezugs- oder Fachperson sind sie auch auf ihre Eltern angewiesen, die die Gewalt nicht mit einem Tabu belegen, sondern ihnen helfen, über das Erlebte zu sprechen. Wichtig ist zudem, dass die Eltern ihrem Kind versichern, dass es am Gewaltgeschehen keine Schuld trägt, selbst wenn es im Streit um das Kind ging und sein Name genannt wurde.
Sicherheitsnetze aufbauen
Kinder müssen in der Lage sein, im Notfall selber Hilfe zu holen. Für den Fall eines erneuten Gewaltausbruchs brauchen die Kinder ein Sicherheitsnetz, das ihrem Entwicklungsstand angepasst ist. Bei einem jüngeren Kind ist es zum Beispiel die Telefonnummer der Grosseltern, die es bei sich trägt und selber auch wählen kann. Ein älteres Kind hatte vielleicht bereits Kontakt mit einer Opferhilfestelle und wendet sich im Notfall wieder dorthin (Beratungsstellen).
Bezugspersonen
Gibt es einen gewalttätigen Konflikt zwischen den Eltern, nehmen Personen aus dem Umfeld der Kinder eine wichtige Rolle ein. Dies können die Grosseltern oder ältere Geschwister, die Patin oder der Pate, die Nachbarin oder der Nachbar und andere Menschen aus dem Lebensumfeld des Kindes sein. Als interessierte und besorgte Gegenüber können sie dem Kind helfen, Worte zu finden für sein Erleben. Sie können es dabei unterstützen, die Erfahrungen einzuordnen und zu verstehen. Und sie können konkreten Schutz anbieten.
Traumapädagogische Haltung
Eine traumapädagogische Haltung der Fachpersonen kann dazu beitragen, dass die Kinder durch das Gewalterleben blockierte Entwicklungsschritte im Bereich der personalen und sozialen Kompetenzen (LP 21) wieder aufnehmen können. Eine traumapädagogische Haltung erweist sich darüber hinaus für alle Kinder als entwicklungsfördernd, und auch die Fachpersonen erlangen damit neue Einsichten und gewinnen an Sicherheit und dadurch an Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit.