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Gemeinsam gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen

Die Zahlen sprechen für sich: Jede:r zweite Jugendliche in der Schweiz gibt an, bereits einmal online sexuell belästigt worden zu sein (JAMES-Studie 2022). Im Schnitt dauert es lediglich drei Minuten, bis ein Kind in Chat- oder Gameforen eindeutig sexuelle Avancen über sich ergehen lassen muss. Und auch die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik hält fest, dass 85% der Betroffenen von Cybersexualdelikten unter 20 Jahre alt waren. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit der Aufklärung und Prävention von Cybersexualdelikten.

Eine Sensibilisierungskampagne soll helfen

Um diesen beunruhigenden Entwicklungen entgegenzuwirken, startet Kinderschutz Schweiz in Zusammenarbeit mit der nationalen Plattform «Jugend und Medien» des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV), der Schweizerischen Kriminalprävention SKP und den kantonalen und städtischen Polizeikorps, der Bundespolizei fedpol, dem Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität (NEDIK) sowie mit Unterstützung von Sunrise, Salt, APG|SGA, der Guido Fluri Stiftung und weiteren Partnern eine umfassende Kampagne gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen. Unter dem Motto «Was du online teilst, teilst du mit allen. Schütze, was dir wichtig ist.» setzen sich die beteiligten Akteure gemeinsam dafür ein, dass Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt online geschützt werden.

Die Sensibilisierungskampagne und die dazugehörigen Massnahmen wurden für einen Zeitraum von drei Jahren entwickelt. Welche Cybersexualdelikte thematisiert werden und welche Inhalte die Kampagne vermittelt, wird jährlich basierend auf der aktuellen gesellschaftlichen Relevanz entschieden. Im Jahr 2024 liegt der Schwerpunkt auf dem Thema «Sextortion», insbesondere mit Fokus auf künstlicher Intelligenz (KI) und dem unüberlegten Teilen persönlicher Informationen im Internet.

Im Zentrum der diesjährigen Kampagne steht ein Film, der zeigt, wie man die Kontrolle über einmal geteilte Bilder verlieren kann. Anhand eines Fotos werden die Zuschauer:innen nachvollziehbar und ohne Schuldzuweisungen über die Gefahren des unbedachten Teilens aufgeklärt.

Sextortion erklärt: Hintergründe und Schutzmassnahmen

Von Sextortion spricht man, wenn intime Fotos und Videos missbraucht werden, um jemanden unter Druck zu setzen. Diese Straftat kann auf verschiedene Arten initiiert werden und sich über unterschiedliche Zeiträume erstrecken. Die Täter:innen kommen beispielsweise durch Kinderfotos, die von Eltern geteilt werden (Sharenting) an Erpressungsmaterial, in anderen Fällen werden die im Rahmen von Sexting ursprünglich einvernehmlich geteilten Bilder missbraucht. Manche Täter:innen sind Erwachsene, die sich online als Jugendliche ausgeben und Minderjährige ansprechen, ihr Vertrauen gewinnen und dann sexuell explizites Material fordern (Cybergrooming). Verschärft wird die Problematik durch die neue Möglichkeit, harmlose Alltagsbilder mit künstlicher Intelligenz leicht und schnell in sexuell explizite Bilder zu verwandeln.  

Dass von Sextortion auch vermehrt Jugendliche in der Schweiz betroffen sind, stellt auch die Meldestelle clickandstop.ch (ein Gemeinschaftsprojekt von Kinderschutz Schweiz und der Guido Fluri Stiftung) fest. Sie verzeichnete im letzten Jahr einen Anstieg der Anfragen in Bezug auf Sextortion, diese machten fast die Hälfte aller Beratungsgespräche aus.

Die Kampagne soll noch mehr erreichen als «nur» eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Genauso wichtig sind Aufklärung und das Aufzeigen von Schutzstrategien. Damit Eltern und Kinder besser vorbereitet sind und Verhaltensweisen kennenlernen, die im Netz Schutz bieten – bevor etwas passiert.

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