Schweizer Kinderkliniken melden so viele Kinderschutzfälle wie noch nie!
Die Expert:innen warnen, dass die Dunkelziffer hoch ist. Bei Weitem wird nicht jedes Kind, dessen Wohl gefährdet wird, im Spital behandelt. Oft bleibt das Leid von gewaltbetroffenen Kindern lange unerkannt. Es braucht verstärkte Anstrengungen in Prävention und Früherkennung.
Starker Anstieg von psychischer Misshandlung
Die Anzahl der von Kinderschutzgruppen erfassten Kinder, die psychische Misshandlung durch das Miterleben von Häuslicher Gewalt erfahren haben, ist markant angestiegen. Psychische Gewalt kann– vor allem, wenn sie regelmässig angewendet wird – starke und möglicherweise lebenslange Auswirkungen für die betroffenen Kinder haben. Kinderschutz Schweiz und 172 weitere Organisationen haben sich Ende 2023 erfolgreich dafür stark gemacht, dass der Bund weiterhin die nötigen finanziellen Mittel für eine schweizweite Kampagne gegen häusliche, sexualisierte und geschlechterbezogene Gewalt bereitstellen wird. Dies ist wichtig, damit möglichst viele Kinder vor jeglicher Form von Gewalt geschützt werden können.
Notwendigkeit rechtlicher Rahmenbedingungen
Das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung bildet das Fundament für den Schutz von Kindern vor Gewalt. Ende 2022 sagte das Parlament «Ja» zur Verankerung der gewaltfreien Erziehung im ZGB. «Wir wissen, dass dieses Anliegen eine breite Unterstützung bei den Eltern selbst, in vielen politischen Parteien, den Kantonen und ganz besonders bei Berufsverbänden erfährt, deren Mitglieder mit und für Kinder und deren Eltern arbeiten», sagt Regula Bernhard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle von Kinderschutz Schweiz. Die aktuellen Zahlen der Schweizer Kinderkliniken verdeutlichen die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes.
Fachpersonen stärken
Die Statistik der Schweizer Kinderkliniken zeigt erneut, dass kleine Kinder überproportional stark von Gewalt betroffen sind. In jungen Jahren sind Kinder weniger stark in institutionelle Kontexte eingebunden. Deshalb nehmen alle Fachpersonen im Bereich des Kindesschutzes eine wichtige Rolle ein, wenn es darum geht, Gewalt an Kindern frühzeitig zu erkennen. Informierte und sensibilisierte Fachpersonen können das Leid eines gewaltbetroffenen Kindes frühzeitig erkennen und dessen Wohl massgebend beeinflussen. Kinderschutz Schweiz bietet dazu neben der Leitfadenreihe auch Weiterbildungen für Fachpersonen im Frühbereich an.
Nationale Kinderschutzstatistik 2023 von Pädiatrie Schweiz
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Medienmitteilung: Nationale Kinderschutzstatistik 2023PDF 0.2 MB
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Die Zahlen der Kinderschutzfälle an den schweizerischen Kinderkliniken sind stark angestiegen: 1889 Kinder wurden 2022 aufgrund einer akuten Kindeswohlgefährdung im Spital behandelt, 2021 waren es 1656. Diese Zunahme um 14 Prozent ist alarmierend. Denn bei Weitem wird nicht jedes Kind, dessen Wohl gefährdet ist, im Spital behandelt. Neben jedem so erfassten Kind stehen zahlreiche weitere Gewaltbetroffene, deren Leiden nicht erkannt wurde. Verstärkte Anstrengungen in der Prävention und Früherkennung sind dringend nötig, Gesellschaft und Politik sind gefordert.