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Cybermobbing

Cybermobbing ist keine Ausnahmeerscheinung. Bis in das eigene Kinderzimmer betrifft Cybermobbing Kinder und Jugendliche. Beleidigungen und Lügen, intime, peinliche und manipulierte Aufnahmen sind sekundenschnell aus sicherer Distanz verbreitet. Solch zeit- und ortsunabhängiges Mobbing kann grossen Schaden anrichten.

Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing ist Mobbing, das in der digitalen Welt stattfindet. Unter Mobbing versteht man wiederholte negative Handlungen einer Person oder einer Gruppe von Personen über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel, jemanden sozial auszugrenzen. Oft trauen sich Betroffene nicht, darüber zu sprechen.

Was passiert bei Cybermobbing

Bei Cybermobbing verwenden Mobber:innen frei zugängliche Inhalte, die sie in den sozialen Netzwerken und im Internet finden, für die systematischen Beleidigung, Bedrohung, Blossstellung oder Belästigung von Jugendlichen. Der Zugriff auf diese Inhalte erfolgt zeit- und ortsunabhängig, die Inhalte können einfach gespeichert und geteilt werden. Dies führt zu einer raschen und weitreichenden Verbreitung, was für die betroffenen Jugendlichen in der Regel sehr belastend ist. Belastendes Material kann ebenfalls direkt in der Schule oder in der Freizeit aufgenommen werden.

Die jugendliche Tatperson kennt den oder die betroffene:n Jugendliche:n aus der Schule, dem Quartiert oder einem Verein. Beim Cybermobbing kann die mobbende Person einfacher anonym bleiben und sie hat eine grössere Distanz zu der betroffenen Person als beim herkömmlichen Mobbing. Tatpersonen können Accounts mit einem Fake-Profil für das Opfer eröffnen; oder sie verbreiten ohne deren Wissen Falschinformationen über die gemobbte Person. Besonders schwerwiegend ist es, wenn Cybermobbing in sexualisierte Gewalt übergeht, wie zum Beispiel bei der Verbreitung von Nacktbildern oder in Form von sexistischen Beleidigungen.

Zahlen und Fakten

  • 15 %

    der 11- bis 15-Jährigen haben Cybermobbing erlebt (HBSC-Studie, 2022).

  • 5 %

    der 11- bis 15-Jährigen geben an, mindestens einmal eine andere Person gemobbt zu haben. (HBSC-Studie, 2022)

  • Fast 33 %

    der Jugendlichen berichten, dass sie schon jemanden im Internet fertigmachen wollten (James-Studie, 2022).

  • Über 33 %

    der 12- bis 19-jährigen Jugendlichen berichten, dass mindestens einmal schon etwas Falsches oder Beleidigendes über sie in privaten Chats verbreitet worden ist (James-Studie, 2022).

  • Von mehr als 33 %

    der 12- bis 19- Jährigen sind Fotos oder Videos ohne deren Zustimmung online gestellt worden. Davon sagen 39%, dies habe sie gestört (James-Studie, 2022).

Schutzstrategien, bevor es passiert

    • Verzichten Sie möglichst darauf, persönliche Daten (Name, Alter, Schule, etc.) Ihres Kindes on-line zu teilen – insbesondere auf Social Media.

    • Teilen Sie nur online, was Sie auch offline mit Fremden teilen würden.

    • Posten Sie zum Schutz der Privatsphäre Ihres Kindes keine Bilder, auf denen es erkennbar ist.

    • Stellen Sie Ihr Profil auf privat oder teilen Sie Bilder, die Ihr Kind zeigen, nur mit ausgewählten Personen. So bestimmen Sie selbst, wer die Beiträge sehen kann.

    • Achten Sie auf Ihren eigenen Umgang mit Medien und dem Internet, denn Sie sind für Ihr Kind ein Vorbild – auch online.

    • Zeigen Sie Interesse daran, was Ihr Kind im Internet macht, und sprechen Sie mit ihm darüber – auch über die Risiken, die ihm in der digitalen Welt begegnen können. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, dass nicht alle Menschen im Internet gute Absichten haben und dass Profile – auch die anderer Kinder – gefälscht sein können. Besonders bei Kontaktanfragen von fremden Personen sollte Ihr Kind vorsichtig sein.

    • Informieren Sie sich über eine altersgerechte Sexualerziehung Ihres Kindes und klären Sie es über sexualisierte Gewalt – sowohl online als auch offline – auf. Offene Gespräche über Sexuali-tät schaffen Raum für Vertrauen und fördern die gesunde sexuelle Entwicklung des Kindes.

    • Trainieren Sie gemeinsam Abwehrstrategien: Wenn Sie mit Ihrem Kind das Neinsagen üben, kann es im Ernstfall darauf zurückgreifen. Sätze wie «Das will ich nicht!» oder «Ich zeig dich an!» können abschrecken.

    • Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich selbst vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Sie können zum Beispiel mit Ihrem Kind die Ausstellung «Love Limits» besuchen. Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche, Eltern sowie Lehrkräfte. Jugendliche lernen hier, die Bedeutung von persönlichen Grenzen in Beziehungen zu verstehen und diese zu respektieren.

    • Orientieren Sie sich für das Posten von Kinderbildern an der folgenden Checkliste.

    • Klären Sie Ihr Kind über die gesetzliche Lage auf (s. Alles, was Recht ist) Diskutieren Sie mit Ihrem Kind, welche privaten Informationen es wo in welcher Weise über sich preisgibt und welche Konsequenzen das haben könnte. Fokussieren Sie nicht auf Verbote oder nur auf die Gefahren – Ihr Kind soll eine eigenständige Position entwickeln können. Folgende Fragen können dabei helfen: «Könnte man diese Informationen oder Bilder gegen mich verwen-den, wenn sie in falsche Hände gerieten? Kann und will ich dieses Risiko eingehen? Kann ich das Risiko vermindern?» Ermutigen Sie Ihr Kind, auch bei privaten Profilen sehr zurückhaltend mit der Preisgabe von persönlichen Inhalten zu sein.

    • Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind weiss, wie man unangemessene Inhalte meldet, Personen blockiert und Hilfe bei Ihnen oder anderen vertrauenswürdigen Erwachsenen sucht.
    • Besprechen Sie mit Ihrem Kind dessen Profile auf den unterschiedlichen Plattformen und weisen sie es auf die unterschiedlichen Einstellungen bei öffentlichen und privaten Profilen hin. Gehen Sie mit Ihrem Kind die Datenschutzeinstellungen auf den genutzten sozialen Plattformen durch. Stellen Sie sicher, dass Profile mit vielen persönlichen Informationen auf «privat» gestellt sind, sodass nur Freund:innen und akzeptierte Follower die Beiträge sehen oder mit Ihrem Kind Kontakt aufnehmen können.

    • Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es die Option «selbstlöschend» für Nachrichten wählen kann. Geben Sie in einer Suchmaschine z.B. «Whatsapp und selbstlöschende Option» ein, um eine Anleitung zu erhalten. (die Anleitung für die jeweilige App finden Sie via Google). Weisen Sie darauf hin, dass diese Funktion nur bedingt vor der Verbreitung von Bildern schützt, da die andere Person einen Screenshot oder mit einem zweiten Handy Aufnahmen machen kann.

    • Informieren Sie sich mit Ihrem Kind, wie man Fake-Profile z. B. auf Instagram erkennt. Am besten nutzen Sie dafür eine Suchmaschine oder künstliche Intelligenz (z. B. ChatGPT), Geben Sie z.B «Instagramm Fake-Profile erkennen» ein.

    • Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es Geräte und Fotoalbum mit einem Passwort oder Gesichtserkennung schützen kann.

    • Erinnern Sie Ihr Kind daran, starke Passwörter zu verwenden als Schutz vor Hacker-Angriffen.

Schutzstrategien, wenn es passiert ist

    • Die/den Mobber:in auffordern, die Bilder oder andere Inhalte zu entfernen.
    • Ein solcher Vorfall kann beim Kind Scham auslösen. Vielleicht will es im ersten Moment nicht mit Ihnen darüber sprechen. Es ist wichtig, den Dialog zu suchen und im Austausch zu bleiben. Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld am Vorfall trägt und dass es nicht allein ist.
    • Bei starkem Mobbing empfiehlt es sich, die Beweise zu sichern (Printscreen von Chat, Verbindungsdaten). Schreiben Sie den Account-Namen, Nummern, E-Mailadresse, Plattform mit Zeitpunkt auf. Erstatten Sie ggf. Anzeige bei der Polizei. Opferhilfestellen bieten dazu Beratung an.
    • Vermutlich empfindet Ihr Kind Scham, Zweifel und Ohnmachtsgefühle. Oft haben Betroffene auch intensive Schuldgefühle. Unterstützen Sie Ihr Kind im Umgang mit diesen Emotionen (ggf. auch mit professioneller Beratung).
    • Machen Sie dem Kind Mut und sichern Sie ihm Ihre Unterstützung zu. Es kann vorkommen, dass sich Kinder und Jugendliche plötzlich einer Vermittlung verweigern oder Hilfe ablehnen. Ein möglicher Grund ist Angst davor, dass noch weitere Personen hinzugezogen werden müssen (zum Beispiel die Polizei). Erklären Sie ihm, dass dies alles Fachpersonen sind, deren Aufgabe es ist, zu helfen und zu unterstützen.
    • Falls Sie sich überwältigt fühlen oder selbst Schuldgefühle haben: Nehmen Sie Hilfe in Anspruch.

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.